Über mich selbst

Als ich im Jahr 2000 auf der A3 eine unfallträchtige Autopanne verursachte, ausgelöst durch mein kriminell vernachlässigtes Auto, war mir klar: Das ist mein Tiefpunkt. Entweder, es gibt wirklich bald Tote, und wenn gar ich selbst es bin, oder es muss sich was ändern bei mir, mit mir und in mir.

Nach einem Hörsturz im September 2003 konnte ich lange Zeit meinem Beruf als Musikerin nicht mehr nachgehen. Nun, wer von außen nichts hören kann, hat immer noch seine innere Stimme, und die sprach laut und allzu deutlich in Form eines kreischenden Tinnitus zu mir. Ich wollte mich umbringen wegen dem Krach in meinem Kopf. Aber das ging nicht. Denn dann hätten meine erwachsenen Kinder dreieinhalb große Lagerräume mit über 1000 Bananenkartons voller Gerümpel und alten Möbeln am Hals gehabt.

Und so nutzte ich zwangsweise die Zeit, um mal mein bisheriges Leben zu überprüfen. Ich wollte endlich wissen, wie ich zu diesem Messie geworden war. Ob das nun eine Krankheit ist und wenn ja, ob es Heilung gibt.

In der Selbsthilfegruppe, die ich nun schon drei Jahre lang besuchte, fiel mir auf, dass die anderen Betroffenen sich jedes Mal kaputt lachten, wenn ich einen Beitrag zum Gespräch lieferte. Manche sagten: Schreib das doch mal auf, das ist so lustig, wenn du das erzählst." Dermaßen ermutigt, fing ich an, das eine oder andere Erlebnis niederzuschreiben. Ereignisse aus allen Epochen meines chaotischen Lebens sprudelten nur so aus meinen Fingern heraus. Wie eine Besessene tackerte ich Tag und Nacht auf die PC-Tastatur ein, wann immer es ging.

Und das lange vergeblich erhoffte Wunder geschah: Je mehr ich mir meiner teils sehr weit zurückliegenden Verletzungen bewusst wurde, desto leichter fiel und fällt mir das Abschiednehmen. Noch übe ich an Verpackungen, leeren Kartons und Kleidung, die ich nicht mehr anziehe. Aber auch ein paar Bücher habe ich schon weggebracht und drei Nervensägen aus meinem Bekanntenkreis entfernt. Und ich gehe nur noch einmal wöchentlich einkaufen, statt wie früher jeden Abend loszuziehen, um mir den Frust meines nervenaufreibenden Jobs durch einen weiteren Kaufrausch zu versüßen. Was man da auf einmal für Zeit hat!

Anfang 2004 gründete ich eine Messie-Selbsthilfegruppe in Offenbach am Main, Oktober 2008 eine weitere in Rodgau. Ziel der Gruppen war es, uns über die Ursachen unseres Problems bewusst zu werden, uns so anzunehmen, wie wir sind - ohne Tadel oder "gutgemeinte" Ratschläge, und uns gegenseitig in jeder Hinsicht zu stärken. Psychologische Ausgrabungsarbeiten waren uns dabei wichtiger als uns gegenseitig stolz zu erzählen, wieviele Säcke Kleidung oder Altpapier wir diesen Monat weggebracht haben, wobei dies natürlich auch wichtig und eine Lobeshymne wert ist!

Derzeit biete ich Vorträge zum Thema auf Fortbildungsveranstaltungen an,
außerdem das therapeutisch wirksame Musik-Kabarett Mein Haus, mein Auto, mein Chaos,
meine eigenen Lieder wie z.B. Die Chaos-Hymne, Fieberträume, Ich will leben, Die Reise, Süchtig,
und natürlich meine beiden Bücher Einmal Messie, immer Messie? und Das Messie-Handbuch.

Aus dem Leben von Eva S. Roth


  Eva Roth ist allein erziehende Mutter zweier mittlerweile erwachsener Söhne.
Bevor sie zum Schreiben kam, übte sie sehr unterschiedliche Berufe aus: Nach ihrem Schulabschluss wurde sie zunächst Diplombibliothekarin an der Deutschen Bibliothek in Frankfurt.
Dann eröffnete sie eine Boutique, in der sie indische Kleidung, Räucherstäbchen und chinesisches Spielzeug verkaufte.
Nach der Geburt ihres zweiten Sohnes ging das nicht mehr. Also hielt Eva sich und die Kinder mit Gelegenheitsjobs über Wasser: Sie putzte Treppenhäuser, fuhr nachts Zeitungspakete aus, verkaufte auf Open-Air-Festivals selbstgebackene Eierkuchen oder räumte im Winter mit einem motorisierten Schneeschieber die Straßen frei. Gleichzeitig studierte sie Erziehungswissenschaften und Psychologie an der Fernuniversität Hagen.

Schließlich besann Eva sich aber auf ihren ursprünglichen Berufswunsch und wurde Musikerin. Als Bassistin spielte und sang sie in verschiedenen Tanz-, RocknRoll- und Countrybands und begann bald auch, eigene Gedichte und Lieder zu schreiben und im Selbstverlag zu veröffentlichen. Es folgten Duo- und Soloauftritte mit eigenem Programm.

Ein Hörsturz im Sommer 2003 zwang sie zu einer längeren musikalischen Pause. Die damit verbundene tiefe Krise, bis hin zu ganz existenziellen Angelegenheiten, aber auch der Umstand, dass sie nun zur Ruhe und Tatenlosigkeit gezwungen war, brachte Eva schließlich dazu, mal ihr bisheriges Leben zu überdenken.

Und so fing sie an, ihre Erlebnisse niederzuschreiben: Ihre Kindheit, ihre Beziehungen, aber auch den Kampf einer allein erziehenden Mutter gegen mobbende Nachbarn und gegen das immer wiederkehrende Chaos in ihrem Leben. Daraus entstand schließlich das autobiografische Buch Einmal Messie, immer Messie?

Bezüglich dieses hartnäckigen Chaos kamen ihr einige grundlegende Erkenntnisse, die Eva in ihrem zweiten Buch Das Messie-Handbuch verarbeitete. Dieses Sachbuch soll eine Hilfe sein nicht nur für chaotische Zeitgenossen, sondern für jeden, der es nicht schafft oder bereit ist, sich brav und widerspruchslos in das Räderwerk unserer ach so perfekten, sauberen und vor allem hektischen und konsumorientierten Welt einzureihen.

Im August 2006 feierte Eva im Offenen Kanal Offenbach ihr Debüt mit dem Film Paula räumt auf oder Stil-Leben einer Unordnung.
Ende 2007 bis 2009 hat Eva vorübergehend die Redaktion der Zeitschrift Lebenswende übernommen.

Im Jahr 2005 schrieb Eva S. Roth das Bühnenstück Mein Haus, mein Auto, mein Müll, das sie zusammen mit Christian Bedor an verschiedenen Kleinkunstbühnen aufführte. 2007 überarbeitete sie das Musiktheaterstück, benannte es um in Mein Haus, mein Auto, mein Chaos und führt es seither in allen Rollen selbst auf.

Im Oktober 2012 erschien das Messie-Handbuch in der vierten Auflage, und Eva Roth feierte Premiere mit ihrem dritten Kabarett-Stück Halleluja, der Traumprinz ist da!

Derzeit bereitet Eva das Messie-Handbuch als E-Book-Ausgabe vor.



Musikerin Eva S. Roth bei Myspace

Video Wie kann man nur nicht aufräum könn - Die Chaoshymne

Song "Fieberträume" bei Youtube

Song "Die Reise" bei Youtube

Song "Ich will leben" bei Youtube

Alltagsgeschichten - Eva's Weblog






Foto: © Eva S. Roth


Konsumverweigerung

Ein weiteres Thema in Evas Leben ist die zunehmende Zerstörung unseres Planeten
durch den künstlich hochgezüchteten Konsumwahnsinn,
der nicht nur den Einzelnen davon abhält, sich mit wichtigeren Dingen zu beschäftigen,
sondern auch dazu beiträgt, dass unsere Mutter Erde
es wohl nicht mehr allzu lange mit uns aushält.




Bild © Eva S. Roth



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